22.02.2017
Seit sechs Jahren bietet das Berufsbildungszentrum Preetz angehenden Erziehern die Möglichkeit, ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Auch jetzt lernten die jungen Menschen wieder die Kinderbetreuung in Estland, England und Österreich kennen und berichteten anschließend an der Schule von ihren Erlebnissen.
„So groß ist das Projekt erst seit einem Jahr, seit Estland dabei ist“, berichtet Lehrerin Friederike Franke, die das von der EU geförderte Praktikum zum Thema Kinderschutz organisiert. Für die Schüler, die das Langzeitpraktikum anstreben, wurde extra ein Wahlpflichtkurs eingerichtet. „Sie können anschließend den Vergleich zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern anstellen“, erklärte die stellvertretende Schulleiterin Ulrike Osterloh-Rittiens.
Das BBZ habe auch für das kommende Schuljahr wieder eine Förderung über 200 000 Euro – bisher waren es gut 100 000 Euro für zwei Jahre – beantragt. Dann soll zum Ort Tartu in Estland auch noch Tallinn dazu kommen, außerdem werden Praktika in der österreichischen Hauptstadt Wien und dem englischen Weybridge angeboten. Finanziert wird mit dem Geld auch die Fortbildung der Lehrkräfte beispielsweise im Bereich digitales Lernen. „Das war eine schöne Erfahrung“, schwärmt Kira Siemsen. Die 20-Jährige, die privat in einer Familie untergebracht war, hatte eine Assistentenrolle an der Cleves School übernommen. Sie fand es interessant, ein anderes Schulsystem kennenzulernen. „Der Personalschlüssel war gut“, erklärt sie. „Und der Unterricht ist viel akademischer als bei uns.“ Sie habe sich ein gutes Bild machen können. Auch Torge Stech (22) hat in Tartu interessante Erfahrungen gemacht. Gibt es Unterschiede zu deutschen Kindertagesstätten? „Auf jeden Fall“, betont er, „dort ist alles viel strukturierter und mehr durchorganisiert.“ Die Kita sei wie eine Vorschule. Es gebe dort keine Erzieher, sondern Lehrer, die sich um verschiedene Fächer kümmern. So erhielten die vier- und fünfjährigen Mädchen und Jungen, die er betreut habe, beispielsweise schon Mathe-Unterricht – aber auf spielerische Art. „Dahinter steckt schon ein Lehrplan“, meint er. Zusammen mit drei weiteren Praktikanten wohnte er in einer WG.
Wie auch Fin Schröder, der in der Wiener Innenstadt in einer WG untergekommen war und im Hortbereich Schüler der ersten bis vierten Klasse betreute. Der 24-Jährige konnte keine gravierenden Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland in der Arbeit mit Kindern feststellen. Dagegen gebe es deutliche Unterschiede in der Ausbildung der Erzieher, meint er. Die dauere in Österreich vier statt wie hier drei Jahre, außerdem sei ein Tag pro Woche Praxis vorgeschrieben, während man in Deutschland ein zehnwöchiges und ein Halbjahres- Praktikum mache. Und die österreichischen Berufsanfänger hätten viel mehr Verantwortung. Den Auslandsaufenthalt kann er nur empfehlen: „Das ist viel Selbsterfahrung“, sagt er. Man müsse sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden. Gleichzeitig bekomme man vom Alltag im anderen Land sehr viel mit. „Das war wirklich sehr gut!“